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Finanzkonzept anerkannt / Stiftung soll technisches Meisterwerk
betreiben / Erleichterung bei Fahrgast- und Sportschifffahrt
Noch im Februar schickt Berlin Vertrag zur Rettung des
Hebewerks
Von Karl-Heinz Kaiser

Der dem Untergang geweihte Schiffsfahrstuhl Rothensee wird
voraussichtlich am 1. Mai wieder in Betrieb gehen. Der seit 2005 geführte zähe
Kampf um das einmalige technische Denkmal hat Erfolg gebracht. Am Montagabend
kehrte eine Verhandlungsdelegation aus Berlin mit der besten Nachricht seit
Jahren zurück. Allerdings sind noch eine Reihe Details zu klären.
Magdeburg / Berlin. Oberbürgermeister Lutz Trümper hatte am Montag
bereits während der Rückreise aus Berlin am Mobiltelefon erklärt : Noch im
Februar werde das Tiefensee-Ressort einen Vertrag über den saisonalen
Weiterbetrieb des am 2. Juli 2006 geschlossenen Schiffshebewerks vorlegen. Ziel
bleibt, noch am 1. Mai dieses Jahres das Hebewerk wieder in Betrieb zu nehmen.
Es soll dann jährlich von Mai bis Oktober wieder den Auf- und Abstieg zwischen
Mittellandkanal in den Rothenseer Verbindungskanal / Elbe ermöglichen.
Die Schlüsselfrage
Die Delegation war mit einem soliden
Finanzkonzept nach Berlin gereist. Die von ihr vorgelegte Rechnung : Bei der
Wiederinbetriebnahme fallen pro Jahr ca. 400 000 Euro Betriebskosten an.
Stadt, Umlandkreise und Land bringen ein Großteil der Summe auf. Das
teilt sich so auf : 50 000 Euro kommen jährlich von der Landeshauptstadt (
Stadtratsbeschluss 4. Oktober 2007 ). Der Landkreis Börde wirft 30 000 Euro in
den Topf, der Landkreis Jerichower Land 15 000 Euro. Vom Land Sachsen-Anhalt
werden mindestens 100 000 Euro jährlich avisiert. ( Ein Landesvertreter war
übrigens als Beobachter mit nach Berlin gefahren. )
Der Rest soll aus
den Zinsen jener 3, 8 Millionen Euro bestritten werden, die der Bund zur
Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um die vermiedenen Stilllegungskosten.
Eine Stiftung betreibt das Hebewerk.
Die parlamentarische
Staatssekretärin Karin Roth, Verhandlungspartnerin in Berlin, soll sich vom
Konzept beeindruckt gezeigt haben. Sie akzeptierte.
Der Hintergrund
Das Bundesverkehrsministerium hatte nach der Eröffnung der neuen
Schleuse in Rothensee aus Kostengründen angekündigt, den Parallelbetrieb des
Schiffshebewerks zu beenden. Dadurch will es 9 Millionen Euro einschließlich der
Kosten für erforderliche Sanierungen einsparen. Für die Wirtschaftsschifffahrt
verfüge die Schleuse über ausreichend Kapazität, hatte Berlin begründet.
Der Widerstand
Die schon 2005 geäußerten und von Experten als
Widerspruch zum Planfeststellungsverfahren bezeichneten Stilllegungspläne sowie
die schließlich am 2. Juli 2006 erfolgte Außerbetriebnahme war von heftigen
Protesten aus der Magdeburger Bevölkerung begleitet.
Der Stadt drohte
damit ein Stück Identität für immer verloren zu gehen. Die Tourismuswirtschaft,
die Fahrgast- sowie Sportschifffahrt ging auf die Barrikaden. Ihre Bedingungen
verschlechtern sich mit der Schließung. Muskelbetriebene Sportboote dürfen die
Schleuse nicht passieren.
Außerdem gehört das Zwei-Schwimmer-Hebewerk zu
den wenigen verbliebenen dieser Art auf der Welt. Das funktionierende technische
Denkmal gilt nach wie vor als ein technisches Meisterwerk.
Sie waren im
Auftrag der Regionalkonferenz zum Schiffshebewerk nach Berlin gereist und
erfolgreich zurückgekehrt : Oberbürgermeister Lutz Trümper, Burgs OB Bernhard
Sterz, Stadtrat Carsten Klein, Hans Garz, Förderverein Technische Denkmale ( auf
den Fotos v. l.). Symbolisch im Gepäck hatten sie die 60 000 Unterschriften der
Magdeburger für das Schiffshebewerk, ein schlüssiges Finanzkonzept und die
Unterstützung
des Landes Sachsen-Anhalt, des Bördekreises und des
Jerichower
Landes.
Die Pläne
Eine Reihe von Hürden aber muss
nach Vorlage des Vertrags mit dem Bund noch genommen werden. Der Teufel steckt
auch hier im Detail, sagten die Delegationsteilnehmer Carsten Klein, Stadtrat,
und Hans Garz, Förderverein Technische Denkmale. Klein : " Wir bleiben auch im
Interesse der Wirtschaft am Ball. " Vor allem gehe es um Haftungsfragen und die
Beteiligung des Landes, sagte er. Dennoch : Wenn jetzt alle weiter an einem
Strang ziehen, werde nichts mehr scheitern, meinte Burgs OB Bernhard Sterz.
Sollte es bis zum 1. Mai mit der Stiftungsgründung nicht klappen, habe der Bund
Hilfe bei einer Zwischenlösung angeboten, hieß es.
Die Schiffsparade
Tatsächlich, so OB Lutz Trümper, gebe es noch andere Detailfragen zu
klären. Dazu gehöre auch ein Hebewerks-Obolus für Schiffsführer. Eines soll so
gut wie feststehen : Die Stadt will die Schiffsparade der Weißen Flotte zum 1.
Mai über das Hebewerk führen – als Triumphzug sozusagen. Alle Magdeburger sind
eingeladen. Ein Gast hat bereits am Montag zugesagt – Staatssekretärin Karin
Roth aus Berlin.
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Copyright © Volksstimme.de
2008
Dokument erstellt am 13.02.2008 um 05:56:15 Uhr
Erscheinungsdatum
13.02.2008 | Ausgabe: mdx
